Eine Landemöglichkeit für Insekten, die auch Regenwasser auffängt und Schadstoffe aus der Luft filtert: Am Ulrichsplatz steht seit Montag, 3. Juni, ein neuer Fahrgastunterstand mit bepflanztem Dach. Der begrünte Fahrgastunterstand ist der erste von mehr als zwei Dutzend Haltestellen der Bremer Straßenbahn AG (BSAG), die in den kommenden Monaten insektenfreundlich umgestaltet werden. Die Begrünung geht auf eine gemeinsame Initiative von BSAG und der Wall GmbH, der Betreiberin der Unterstände, zurück. Dachbegrünungen im öffentlichen Raum bieten nicht nur Insekten zusätzlichen Platz, sie können durch Luftreinigung und Kühlung zu einem besseren Stadtklima im Umfeld der Haltestelle beitragen.
Startpunkt der Aufwertung von Haltestellen ist der Unterstand der Straßenbahnlinien 2 und 3 am Ulrichsplatz in Fahrtrichtung Innenstadt. Ende Juni werden Fdann vier weitere Haltestellen an der Haltestelle Roland-Center in Huchting ihre begrünten Dächer erhalten. Gemeinsam mit der Stadt Bremen ist darüber hinaus der Aufbau von insgesamt 19 weiteren Fahrgastunterständen mit Gründach im Zuge der derzeit im Bau befindlichen Verlängerung der Linie 1 im Bremer Süden in Vorbereitung.
Für den Umbau hat der rund 2,5 Quadratmeter große Fahrgastunterstand auf dem belebten Platz im quirligen Viertel ein neu konstruiertes Dach erhalten. Dieses ist nun tragfähig genug für die Bepflanzung. Über eine integrierte wasserspeichernde Substratschicht kann es zudem ausreichend Regenwasser zur Versorgung des Grüns aufnehmen. Somit versorgt der Niederschlag die begrünten Dächer – und eine zusätzliche Bewässerung ist nicht erforderlich. Das Dach ist wartungsarm und reduziert den Pflegeaufwand für die Pflanzen.
Entscheidendes technisches Kriterium für die Auswahl des verwendeten Grün-daches war die Windlast in Bremen. Sie ist aufgrund der geografischen Lage deutlich höher als in anderen Regionen. Durch statische Berechnungen wurde ermittelt, wie die neuen begrünten Fahrgastunterstände der höheren Windlast standhalten können. Dementsprechend entstand ein angepasstes Design des Daches, das über eine ausreichende Substrattiefe verfügt und so eine klassische Dachbegrünung mit Sedum-Pflanzen wie Mauerpfeffer und Fetthenne sowie Moosen erlaubt.
Die begrünten Fahrgastunterstände sind nicht nur insektenfreundlich. Sie verbessern in unmittelbarer Umgebung das Mikroklima. Denn eine vormals versiegelte Fläche kann nun Regenwasser aufnehmen und über die Bepflanzung wieder abgeben, ohne dass es in die Kanalisation abgeleitet werden muss. Zudem tritt durch weniger Versiegelung nicht der Effekt des starken Aufheizens der Dachflächen durch Sonneneinstrahlung auf. Damit tragen die begrünten Fahrgastunterstände ihren Teil zur Verbesserung des Stadtklimas bei.
Kurz gesagt bieten begrünte Haltestellendächer folgende Vorteile:
- Rückhalt und Speicherung von Niederschlagswasser
- Verbesserung des Mikroklimas
- Vermeidung des Aufheizens von Dachflächen
- Insektenfreundlichkeit
- Weniger Versiegelung im Stadtraum
- Geringer Wartungsaufwand trotz Bepflanzung
Bremens Bau- und Mobilitätssenatorin Özlem Ünsal begrüßt die Errichtung der neuen insektenfreundlichen Haltestellen: "Hier im Viertel beginnend zeigen wir, wie dieser nachhaltige Ansatz mit einer praktischen Lösung in unserer Stadt verknüpft werden kann. Ich freue mich, wenn dieses Beispiel in anderen Unternehmen oder im privaten Wohnumfeld weiter Schule macht und damit einen aktiven Beitrag für mehr Luftreinigung und Kühlung für ein besseres Stadtklima in Bremen leistet."
"Mit der offiziellen Eröffnung des ersten begrünten Fahrgastunterstands geht die BSAG – neben dem Ausbau unserer Grüngleise – einen weiteren Schritt zu einer nachhaltigen Infrastruktur«, betont der technische Vorstand Thorsten Harder. "Der insektenfreundliche Unterstand ist nicht nur ein Blickfang, auch funktional bringt er gegenüber einem traditionellen Fahrgastunterstand Vorteile mit sich. So absorbieren die Sedumpflanzen zum Beispiel die Sonnenstrahlen und reduzieren dadurch die direkte Sonneneinstrahlung auf das Dach der Haltestelle. Dies führt zu einer natürlichen Kühlung der Umgebung."
Kay Niemann, Regionalleiter von Wall: "Für kleinräumige Begrünungen in einer Verkehrsinfrastruktur wie dieser Fahrgastunterstand haben wir mit einer neuen Dachkonstruktion, die Regenwasser speichert und den Pflanzen Raum zum Wachstum bietet, eine perfekte technische Lösung gefunden. Insbesondere unsere Erfahrungen zur Integration nachhaltiger Ansätze in bestehende Stadtmöblierung haben geholfen, dieses Projekt zusammen mit unserem Partner BSAG zum Erfolg zu führen. Damit leisten wir zusammen in der Freien Hansestadt Bremen einen Beitrag zur Verbesserung des Stadtklimas."
Weitere Informationen zur BSAG gibt es unter www.bsag.de.